Burghaldenfriedhof Sindelfingen

Disposition
Manual C-f´´´
Gedackt 8' Bass/Diskant. Holz
Suavial 8' Bass/Diskant. C-h° Holz (Prospekt), ab c' Metall 
Rohrflöte 4' Bass/Diskant. Metall
Prinzipal 2' Bass/Diskant. Metall
Sesquialtera II Diskant

Der an den Hängen über Sindelfingen gelegene Burghaldenfriedhof verfügt seit den 50er-Jahren über eine stattliche Friedhofskirche. Gerade diese Größe aber wurde in den letzten Jahren als Mangel empfunden: Bei Trauerfeiern im kleinen Kreis erschien sie überdimensioniert, leer.

So entschied sich die Verwaltung, einen Teil des Nebengebäudes umzunutzen und dort einen neuen, intimeren Feierraum für bis zu 50 Trauergäste einzurichten.

Bezirkskantor Matthias Hanke setzte sich engagiert und erfolgreich für eine Pfeifenorgel ein, als im Zuge der Planungen die Frage nach einem geeigneten Instrument diskutiert wurde. Und er schlug auch gleich eines vor: Die ehemalige Chororgel der Martinskirche, ein „Schütz-Positiv“, Serienorgel der 50er-Jahre des Hauses Weigle in Echterdingen.

Die Stadt willigte ein, unter der Bedingung die Orgel optisch und klanglich optimal am neuen Ort zu integrieren.

Zum Klang

Für die klangliche Neuorganisation war schnell ein Weg gefunden, die helle Mixtur wird einem zweiten 8´-Register weichen, einem offenen Suavial 8´. Der Name ist Programm, suave -zart- sollte es werden, und gleichzeitig die Fülle im Bass der pedallosen Orgel merklich steigern.

Der Terzian wurde zur Sesquialtera umgestellt und dabei so angelegt, dass aus dem verhalten ansetzenden Klang peu a peu eine klare Sopranstimme ohne Forcierung entsteht.

Die verbleibenden Register erfuhren eine grundlegende Neuintonation: Alles sollte künftig mischbar sein, rund, unaufdringlich; und so das Schicksal vieler Friedhofsorgeln abgewendet werden, die aufgrund teils greller Klänge kaum zur Hälfte genutzt werden können.

Die technische Überarbeitung schloss neben der Reinigung insbesondere die Verbesserung des Spielgefühls ein. Die Rückholfedern an den Tasten konnten stillgelegt werden. Sie waren nach der Durchsicht auf unnötige Reibung und zu enge Führungen schlichtweg überflüssig. In Verbindung mit einem verringerten Tastenfall und ausgeglichenen, zwischen Ober- und Untertasten differenzierten Ventilfedern ist die Traktur jetzt direkter und für gezielte Artikulation geeignet.

Zum Entwurf

Wie sich bei einem Ortstermin auf der Baustelle im Rohbaustadium herausstellte, war für die Inneneinrichtung noch nicht in allen Fragen Klarheit geschaffen. So kam es zum erfreulichen Umstand, selbst einen Entwerfer ins Spiel bringen zu dürfen: Meinen Freund und Kollegen Dipl. Ing. Aaron Werbick und dessen Partner Martin Blumenroth.

Nach einem Vorentwurf war klar: Nicht nur der neue Aufsatz für die alte Orgel, auch ein damit korrespondierendes Lesepult sollte zur Planung an ihr Architekturbüro gegeben werden.

Der Prospektentwurf nutzt sämtlichen neuen Pfeifen des Suavial 8´. Er streckt sich mit 4,10m Gesamthöhe im Gegensatz zur gedrungenen Gestalt im Vorzustand in die Höhe des neuen Raumes, greift die Asymmetrie auf und will dabei archaische Grundformen mit filigranem Gesamteindruck kombinieren.

Der Kontrast zwischen alt und neu, frischem Holz neben Spuren 60jähriger Nutzung, gefiel uns durch die Lebendigkeit seiner Ästhetik „ablesbarer Schichten“- gerade für eine Friedhofskapelle. So konnten die Architekten noch erreichen, anstatt neuer „Designerstühle“ einfach die in der Kirche nebenan zahlreich vorhanden, alten Stühle auf den frisch verlegten Cannstatter Travertin zu stellen. Eine fürs Auge und Stadtsäckel überzeugende Lösu