Trefz-Orgel Rottenburg Timeline - Eine Chronik in Bildern
Um Ihnen künftig regelmäßiger Einblicke in die oft spannende und innovative Arbeit an einer Orgel zu ermöglichen, zeigen wir Bilder des Prozesses, ergänzt um Texte und Videos. Das Format der "timeline" ist dabei, der Name ist Programm, in aller Regel chronologisch gewählt.
Viel Freude beim Betrachten!
Äußerlich schon vollendet warten die Pfeifen im Inneren auf den Feinschliff. Gemeinsam mit Professor Ruben Sturm lassen wir das Klangkonzept mit viel Probieren und Hören Stück für Stück wahr werden.
Ein Stockwerk darüber fügt sich alles rasch und mühelos ineinander und die ersten Töne erklingen. Zeit zur klanglichen Feinabstimmung auf den akustisch wechselvollen Raum.
Zwischen Trockner und Waschmaschine montiert Mathias Jung die Windanlage.
Nach einer kurzen Nacht und einem kleinen Frühstück beim Bäcker geht es zurück in´s Bischofshaus.
...hier ein Blick über den Neckar zum Nachtquartier im Johann-Baptist-Hirscherhaus, das auch das Priesterseminar beherbergt.
Abends lädt die spannende und sehr lebendige Altstadt Rottenburgs zu Streifzügen ein...
Gegen Abend ergeben sich schöne Licht-Momente in der Kapelle. Hier der Blick über den Altar zum neu geschaffenen Oberlicht, das in dieser gekonnten Ausführung eher an eine Himmelstür erinnert.
Nachdem alle technischen Komponenten eingebaut sind "fährt" die Orgel rückwärts in die Nische an ihren Bestimmungsort - es passt!
Hier ein Blick aus der Sakristei über den Orgelsockel hinweg in die Kapelle, so allerdings schon bald nicht mehr möglich...
...passt dann alles wie erhofft in die Nische.
Mit viel Geschick und ein wenig Beistand von oben...
Mathias und Max montieren den Ansaugkanal an die Rückwand. Ein Fliegengitter gestattet exklusiv nur reiner Luft Zutritt.
In der geöffneten Nische nivellieren wir zunächst mit individuell angepassten Hölzern die Höhe. Rechts im Eck sind zwei Löcher durch die Decke, hinten für die Ansaugung des Orgelwindes aus der Kapelle, vorn zur Rückführung vom Keilbalg in das Instrument.
Wir schaffen Platz und legen den Boden mit Vlies aus. Hinten links ist noch die mit einer befilzten Platte verschlossene Orgelnische zu erahnen. Die Hälfte des Instruments wird künftig darin verschwinden und rückwärtig zugänglich sein. Hier hat Architekt Olaf Kiel im Zuge der Kapellensanierung nach gemeinsamen Planungen für uns vorgearbeitet - alles ist passgenau vorbereitet. Vielen Dank an dieser Stelle für das kollegiale Miteinander!
Das Interieur ist schlicht und geschmackvoll, alles wird gut gepflegt und sowohl in den Erhalt als auch in behutsamte Umstrukturierungen investiert.
Wir freuen uns über die herzliche Begrüßung durch Bischof Gebhard Fürst selbst, der uns kommen sah und gleich die Pforten öffnete.
Ziel: Das Bischofshaus. Ein zurückhaltender, strenger Bau auf einem großen Grundstück über der Stadt. Hier hätte beinahe ein großer, neuer Dom gestanden. Es hat aber - trotz mehrerer Anläufe im Laufe der Zeit - nicht sollen sein...
Daher stärken wir uns noch, dann geht´s los nach Rottenburg.
Der LKW ist voll, die Werkstatt (und wir) leer.
Und nach langen Wochen und viel Detailfummelei auf der Zielgeraden ist es endlich soweit: Verladen auf den LKW der Spedition Arnholdt!
Über Bleirohre werden die Zusatzladen pneumatisch von den Windladen oben aus angesteuert. Die Strecke nach unten ist als filigraner Konduktenblock ausgeführt, das macht das Verlegen leichter und sieht aufgeräumt aus.
Ein erster Vorgeschmack des fertigen Prospekts in der Werkstatt
Max Benzing freut sich an den von ihm gefertigten Manualklaviaturen. Hat sich auch nichts verzogen? Nein? Gut!
Von diesem kleinen Podest in der Mitte hinten wird man künftig die Orgel stimmen, zugänglich durch den Gewänderschrank aus der Sakristei!
Die tiefen Lagen von Subbaß und Schalmey stehen dort künftig mit optimalen Platz- und Windverhältnissen: Der Subbaß soll nicht auf das Windverhalten der Manualladen durchschlagen, die Transmission der Schalmey auch in der tiefen Lage einwandfrei funktionieren...
Es gibt viel zu entdecken in so einer kompakten Orgel. Hier werden gerade die pneumatischen Zusatzladen in Betrieb genommen und die dazugehörigen Pfeifen einrastriert.
...und über Mittag noch nachträglich der 70. Geburtstag unseres Werkstattvermieters H.P. Bubeck begossen und begrillt...
Nach und nach werden alle Komponenten montiert.
Die Windanlage steht künftig im Keller unter der Orgel. Um eine Tür freizuhalten wurden Motorkiste, Drossel und Keilbalg (gefertigt von Stephanie Drenseck) in ein Gestell integriert. Der Ansaugkanal, rechts im Bild, kommt später rückwärtig oben in die Orgel.
Bald gibt es mehr Bilder vom Prospekt. Als kleinen Vorgeschmack hier eines mit der kleinsten Pfeife im Gehäuseeck.
Mittlerweile erfolgte die Zwischenabnahme der Orgel durch den Sachverständigen Prof. Ruben Sturm. Wir sind glücklich und geben uns lächelnd noch zwei Monate Zeit zur peniblen Vormontage des Werks in der Werkstatt.
Eine von Mathias Jung erdachte Innovation ist das Einbohren der hölzernen Mechanikarme direkt durch's Eisen in den Holzzapfen in der Welle. Dort werden sie zum einen verleimt, zum anderen werden alle Teile durch den Achsstift zusätzlich miteinander verbunden. Einfach-Genial!
Fast alle Teile sind angefertigt und zum Einbau bereit. So auch die vier Wellenbretter dieser Orgel in Metallbauweise.
Nebenan beginnt Mathias Jung damit das Untergehäuse aufzustellen. Natürlich präzise im Lot.
Die Montage beginnt!
Die mit Stiften versehenen Rahmen werden in die Backen aus Nußbaum montiert und Kerntuchscheiben auf die Waagebalken-Lagerung gesteckt.
Zum Einschlagen der Stifte werden die Tasten nach Zeichnung mit exakten Spaltmaßen zwischenzeitlich aufgeleimt. Ein Streifen Zeitungspapier dazwischen hilft ungemein, wenn man die Tasten später einmal wieder lösen will!
Die Führungsstifte laufen später in mit Rinderleder ausgetuchten Langlöchern.
Max Benzing geht mit den Klaviaturen ins Finale: Die Montage der Tasten auf den Rahmen. Hier werden mit einem Spezialwerkzeug die Langlöcher der Tastenführung eingepresst.
Die Lagerung der Registerwellen machen wir bei dieser Orgel direkt im Holz. Damit es lange nicht klappert sind dort harte Robinieneinsätze in die Lagerhölzer eingebohrt, mit der zähen Hirnholz-Seite gegen die Kraftrichtung der Achsen gedreht und mit Stearin gefettet. Durch die gefrästen Langlöcher ragen dann später die Schleifenangriffe als Metallstift nach oben - das Teil liegt noch überkopf.
Für mich steht zwischendurch die Registermechanik auf dem Programm, zunächst Metallteile schweißen und draußen lackieren.
Obwohl die Orgel recht klein ist sind alle Regalfächer belegt: Die Werkstatt füllt sich zunehmend.
Die Metallpfeifen folgen wenige Tage später. Die Labiale haben Franco und Judith Sinistra in ihrer Werkstatt bei Überlingen gefertigt. Die Schalmey 8' stammt aus dem Hause Killinger in Freiberg am Neckar. Mit all den anderen Pfeifen strahle ich um die Wette.
Nach und nach treffen alle Pfeifen ein, hier der stark rechteckig mensurierte Subbaß 16', gefertigt von Stephanie Drenseck.
Die Ventile gehen in Serie...
Damit sich die Ventilfedern ohne Hakeln bewegen können erhalten die Führungen eine starke Fase, angebracht mit dem Ecken-Stecheisen und dieser einfachen aber effektiven Vorrichtung.
Die Windladen erhalten Federleisten.
So allmählich entsteht ein Bild - ganz individuell.
An der Tischfräse erhalten die Untertasten ihre filigrane Schräge.
Die Obertasten werden als "Massenware" aus Ebenholz vorbereitet.
Die Untertasten bekommen ihren Belag aus Knochen.
Der Aufbau mit Klaviaturbacken in Nussbaum wird provisorisch zusammengedübelt und alles exakt zueinander definiert.
Mit dieser Fräsvorrichtung und mit viel Fingerspitzengefühl bekommt man das so hin!
Die einzelnen Tasten erhalten vorn Langlöcher. Später werden sie ausgeledert und halten die Tasten am Platz.
Max Benzing startet mit den Manualklaviaturen in Eigenbau: Zuschnitte aus lang abgelagerter Bergfichte.
Damit man die Übersicht behält markiert man farbig, in welchem "Stockwerk" die Bohrung weitergeht. Rot "Hölle" unten, grün "Gras" mitte, und blau "Himmel" oben...
Als nächstes fräst man die Mittellagen der Stöcke. So wird die Luft noch dorthin geführt wo dann die Pfeife steht. "Gräben" oder "Verführungen" nennt man diese Kanäle.
Auf den Oberseiten der Windladen werden Schleifen, Dämme und Stock-Unterfurniere provisorisch mit Nägeln fixiert.
Da diese Teilung bis zum Ventil geführt werden muss sind die Schlitze entsprechend abgesetzt.
Bei den Laden geht es weiter mit dem Einleimen der Trennschiede. Durch die Transmissionen ins Pedal müssen die Windbereiche dicht voneinander getrennt sein, sonst "koppelt es durch".
Zum Schluß werden sie noch von Hand glatt gehobelt.
Parallel zu den Laden werden die Wippensätze hergestellt.
Einmal hier bohren bitte.
Kanzellenrahmen des Positivs mit eingesetzten Schieden.
Genuteter Kanzellenrahmen (Hauptwerk / Pedal)
Zuschnitt der gut getrockneten Hölzer für Kanzellenrahmen und Schiede.
Die praktische Arbeit beginn mit dem Übertrag der geplotteten Teilung auf den Teilungsstab. Hier für die Zwillingslade mit Hauptwerk und Pedal.
Was hat der Waschraum hier verloren? Über der Tür liegt schon bald der Keilbalg für die Orgel: Die ganze Windversorgung ist im Raum unter der Kapelle.
Der hintere Zugang zur Orgel führt künftig durch den Gewänderschrank aus der Sakristei. Hinter den Türen steht die Schalmey, schnell und einfach erreichbar zur Stimmung.
An Stelle der Truhenorgel, eingelassen in die mit einer provisorischen Platte verschlossene Wandnische, wird die Orgel einmal stehen. Durch die Vertiefung in die Wand ragt der Korpus nur 45cm in der Raum.
So präsentiert sich die Kapelle nach der Sanierung und Neugestaltung durch das Architekturbüro Kiel-Klinge-Dillenhöfer: Höhere Decke, ein reduziertes Farb- und Beleuchtungskonzept sowie ein neues Oberlicht über dem Altar geben dem Raum eine klare Linie. Die Orgel wird sich hier möglichst unaufgeregt und zurückhaltend präsentieren, ohne beliebig und austauschbar zu wirken.
Zustand der Kapelle im Bischofshaus in Rottenburg vor der Sanierung.