Katholische Kirche St. Martinus Bußmannshausen, Neubau im alten Gehäuse

Sachverständiger: Johannes Mayr, Stuttgart

Kleine Orgel, große Vielfalt

Dass mit wenigen Registern - und mitunter auch verhältnismäßig geringem finanziellem Aufwand - im Orgelbau vieles möglich sein kann, das überrascht sicher niemanden. Wie dies aber im Einzelfall umgesetzt wird ist doch jedesmal wieder eine spannende und individuelle Geschichte.

In Bußmannshausen durften die an der Ausschreibung teilnehmenden Orgelbauer in einem gegebenen Rahmen (zwei Manuale, 160.000€, gerne auch Zungenregister) selbst kreativ werden, optional das bestehende Gehäuse (bereits abgebaut und eingelagert) und vorhandenes Pfeifenwerk in ihre Konzepte integrieren und somit unterschiedlichste Lösungsansätze in den Ring werfen.

Unser Konzept griff den in der Ausschreibung angeführten Vorschlag auf, einen Teil der Register als Wechselschleifen auf beiden Manualen spielbar zu machen. Somit stehen die Flötenregister 8'+4'+2 2/3' auch im zweiten Manual zur Verfügung, das, ergänzt um eine ab C offen gebaute "Dulciana 8'" und die Zunge "Dus Clarinet 8'", zum farbigen Echowerk angewachsen ist.

Das im Verhältnis mit neun Registern üppig besetzte Hauptwerk vereint auf bewährte Weise Grundstimmen mit einem komfortabel ausgestatteten Principalchor. Durch entsprechende Intonation wurde versucht, die unumgänglichen Einschränkungen der Wechselschleife zu mildern. So kann beispielsweise die Dus Clarinet mit der Copel als Solostimme unterfüttert werden, das Violoncell überzeugt dann als alleinige Begleitstimme - egal wie die Hände auf die Manuale verteilt sind.

Das Pedal sollte von Beginn an mit einer Posaune 16' abgerundet werden, die, bei schnellster Ansprache, bereits eher leise Registrierungen (Principal 8' + Octav 4') ebenso überzeugend begleitet wie das volle Werk. Die klanglichen Anforderungen an das Register waren also groß. Neben aller Farbigkeit und klanglicher Bandbreite der Manuale sollte die Posaune der Orgel Gravität und Ausstrahlung verleihen, die man von einem Instrument dieser Größe nicht erwartet...

Eine genauere Beschreibung der Register finden Sie in der Disposition.

Die ganze Baugeschichte der Orgel und alle die daran gearbeitet haben entnehmen Sie bitte dem Beitrag zur Einweihungsfestschrift.

Am besten aber spielen und hören Sie selbst einmal: eine sicher überraschende Fahrt ins schöne Oberschwaben! 

Gemeindebesuch im Juli 2016